Problem ist gleich Problem? Eher nicht. Das wäre nicht nur zu einfach, sondern würde uns auch einschränken in Flexibilität und Lösungssuche.
Probleme lassen sich in vier Kategorien einteilen.
- Probleme, bei denen es nur eine richtige Lösung gibt.
- Probleme, die viele unabhängige Lösungen haben.
- Probleme, mit einer Fülle an Lösungen, von denen keine vernachlässigt werden sollte
- Probleme, die ein Dilemma sind, weil es für sie kein Richtig oder Falsch gibt
Richtig oder falsch
Für die erste Kategorie kommt das Richtig-Falsch-Denken hervorragend zur Geltung: Was ist die Hauptstadt von Italien? Wie viel ist 3 x 3?
Ein Problem – verschiedene Lösungen
Die zweite Kategorie umfasst Probleme, die auf verschiedene Weise gelöst werden können.
Ein Beispiel: Wie drucke ich Schreibblöcke, die ich in meinen Seminaren verteilen möchte? Ich kann die Blöcke drucken lassen – bei einer örtlichen Druckerei oder einer Online-Druckerei. Ich kann mich auch für eine unkonventionelle Methode entscheiden: ich kaufe leere Blöcke und versehe die Seiten mit meinem Firmenstempel. Oder ich drucke eine Musterseite aus, erstelle davon Kopien und hefte die Seiten seitlich zusammen. Der Punkt ist, dass es viele verschiedene Möglichkeiten gibt, das Problem zu lösen und die Lösungen unabhängig voneinander sind.
Eine Fülle an Lösungen
Probleme mit vielen Lösungen sind anspruchsvoll, da im besten Fall alle Lösungen ins Spiel kommen. Wer einen neuen Job sucht, kann sich beispielsweise blind bei Unternehmen bewerben, die besonders interessant für einen sind. Gleichzeitig bewirbt man sich auf Stellenanzeigen, nimmt über soziale Netzwerke Kontakt zu Personalern auf, bittet Headhunter um Unterstützung und verbessert durch gezieltes Networking die Chancen auf einen Wechsel.
Balanceakt aus Reden und Schweigen
Bei der vierten Kategorie von Problemen ist mit Zwiespältigkeit und innerer Zerrissenheit umzugehen. Stellen Sie sich eine Beziehung mit einer guten Freundin / einem guten Freund vor. Die Freundin oder der Freund tut etwas, das Sie verletzt oder erzürnt.
Reden Sie mit der Freundin / dem Freund darüber und riskieren dabei, dass sie / er das übel aufnimmt? Oder belassen Sie es dabei mit dem Risiko, dass Sie sich von der Freundin / dem Freund distanzieren?
Was auch immer Sie tun, reden oder schweigen, es wird Ihre Beziehung zu Ihrer Freundin / Ihrem Freund beeinflussen. Bis Sie reden, wissen Sie nicht, wie Ihre Freundin / Ihr Freund es aufnimmt. Und wenn Sie etwas gesagt haben, können Sie es nicht mehr rückgängig machen.
Das Schweigen passiert manchmal auch, weil wir viel Verständnis für das Verhalten der Freundin / des Freundes haben. Irgendwann läuft das Fass dann aber über und wir sagen Dinge, von denen wir uns anschließend wünschen, sie nicht gesagt zu haben. Die Lösung ist nicht, etwas zu sagen oder zu schweigen, sondern abzuwägen, wie viel wir sagen und was wir sagen.
Für dieses Abwägen kann die gewaltfreie Kommunikation hilfreich sein. Mit den Schritten Beobachten, Wahrnehmen, Bedürfnisse und Wünsche äußern können Sie die innere Zerrissenheit sortieren und den Balanceakt wagen, sich mit der anderen Person auseinanderzusetzen.
Um solche Balanceakte geht es in der Online-Workshopreihe Klar kommunizieren. Donnerstags um halb 6 im März 2023. An vier Abenden geht es von 17:30 bis 19:30 um die Stärkung der eigenen Klarheit für unterschiedliche Gesprächssituationen. Diese Reihe führe ich in Kooperation mit dem Wissenschaftsladen Bonn durch. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier:
Wila Bonn: Klar kommunizieren. Donnerstags um halb 6
Die meisten von uns haben früh im Leben viel Training im Denken in Bezug auf Richtig/Falsch erhalten. Bei komplexeren Problemen oder einem Dilemma reicht diese Denkweise nicht. Dann müssen wir mehrere gedankliche Bälle in der Luft halten. Wenn Sie dafür Unterstützung wünschen, wäre ein Coaching eine Lösung.